U1 Troststraße,

Umsetzung

(Kunstprojekt von Michael Kienzer, 1. Preis)

 

Standort: 1100 Wien

Bauherr: Wiener Linien

Jahr: 2017

Statik: Bollinger + Grohmann; Robert Vierlinger

Lichtplanung: Bartenbach GmbH

Foto: ABdomen

Kunst

ABdomen Architektur

Projektbeschreibung von Michael Kienzer:

 

Position 1

 

Eine Aufgabe der Kunst ist es Bedeutungsproduktionen zu erzeugen, die der Verschiebung von Wahrnehmung und Sehgewohnheiten dienen. Wenn Dinge aus anderen Zusammenhängen in die der Kunst übertragen werden, dann werden sie mit neuen Bedeutungen aufgeladen. Die neue, veränderte Wahrnehmung bedingt Kommunikation.

 

Eine räumliche Situation bestehend aus Liftschächten, die der Statik und der Funktionalität dienen, steht einem Raum gegenüber, der mich aufgrund seiner Verzerrung dazu motiviert, die statische Konstruktion des Liftschachts dem verzerrten Raum gemäß zu dekonstruieren. Der für die Intervention vorgesehen Raum ergibt durch seinen asymmetrischen Grundriss eine für mich spannende, konkave plastische Form, die ich damit bewusst mache und als solche definiere.

 

Grundsätzlich wird die Aufmerksamkeit auf die vorhandene formale Qualität eines funktionalen architektonischen Objekts gerichtet wie die der Liftkonstruktion. Gerade weil sie nach statischen und funktionalen Notwendigkeiten gebaut ist, lässt sich für mich darin eine plastische Qualität ersehen, die Ausgangspunkt meiner skulpturalen Intervention wird.

 

Ich interpretierte die vorhandene Konstrukrion als Teil der Skulptur, baue oder führe sie weiter. Gleichzeitig wird die gläserne Liftkanzel zum Vehikel, um die Installation vertikal vom Boden bis auf 8 Meter Höhe zu erfassen.

 

Die Liftkonstruktion wird untersucht, analysiert, zerlegt, neu zusammen- bzw. aufgebaut, eingepasst, verschoben, verstellt, verformt und deformiert. Die neue Struktur verwandelt die Konstruktion in eine Installation. Eine Skulptur, die sich an der räumlichen Beschaffenheit und den Ausmaßen des zu bespielenden Ortes orientiert, der in seiner verzerrten Kubatur, die Ausgangslage liefert, um plastisch darauf zu reagieren. Die freie Form erhebt sich zwar gegenüber der strengen, „ unspektakulären“ Statik der Liftkonstruktion, ordnet sich dieser aber auch gleichzeitig unter, indem sie ihre Enstehung und ihre Weiterentwicklung offenlegt und ihre innere Logik daraus bezieht.

Der „dritte“ dekonstruierte Liftschacht ist kein „chaotischer Stangenwald“ sondern lässt verschiedene Assoziationsmodelle zu, bis hin zu  figurativen Anmutungen.

 

Die Arbeit verweist auf den Unterschied zwischen einem Gegenstand und seiner ästhetischen Präsentation. Die Verschiebung bzw. Weiterführung einer architektonischen Konstruktion in ein Kunstwerk hinterfragt und kommentiert die Architektur und reflektiert, durch den Umgang mit dem zur Verfügung stehenden Raum, die Möglichkeiten der Kunst im öffentlichen Raum selbst.

 

Variante mit vorgestellter Glaswand:

Für mich sind beide Lösungen denkbar und schlüssig, mit vorgestelltem Glas (die Variante wird ja auch in der Ausschreibung angedacht) aber auch die Installation in einem frei begehbaren Raum.

 

Die Variante mit Glas bezieht ihre Schlüssigkeit daraus dass meine Installation noch deutlicher mit der vorhanden Konstruktion des Liftschachts kommuniziert, der ja auch verglast ist.

 

 

Positionen 2 und 3

 

Die für künstlerische Interventionen zur Verfügung stehenden Wände werden analog zur Installation beim Liftschacht in verwandter Weise bearbeitet oder interpretiert.

 

Ausgangspunkt ist auch hier die vorhandene Struktur, in diesem Falle die Anordnung der Paneele. Das Raster der Paneele wird aufgegriffen, verändert und dekonstruiert.

 

Die beiden Interventionen (Wände und „dritter“ Liftschacht) verweisen aufeinander und ergänzen sich auch.